Wie lief es – nun zuerst einmal spricht die Abbrecher-Quote für sich wobei es natürlich sehr unterschiedliche Gründe gab.
Vor dem Start wurde uns noch einmal deutlich gemacht, doch bis Montag 02:00 im Hafen zu sein, da sich danach die Wetterbedingungen extrem verschlechtern würden (bis 100km/h Wind und über 6m Welle). Für mich war dies letztendlich der Grund für die Aufgabe, als ich nach 1:30h Versuch, ein sehr enges Fahrwasser zu finden und 2h Spi-klarierens keine Möglichkeit mehr sah, bis etwa 03:00 im Hafen zu sein. Wenn es dies so nicht gegeben hätte, dann wäre ich natürlich weiter gesegelt, denn zum Zeitpunkt der Abbruchentscheidung gab es wunderbare 5-6BFT von hinten.
Aber von Anfang an : Nach dem Frühstück und einer nochmaligen Einweisung in den geänderten Kurs sowie zur Wettersituation ging es zu den Booten. Meine Wegepunkte sowie einen angenommenen Kreuzkurs hatte ich ja schon programmiert, doch kam der Wind leider etwa 20 Grad nördlicher … Damit war das dann nur noch bedingt geeignet. Auf dem Boot habe ich die letzten Dinge verstaut sowie meine Unterwegsverpflegung vorbereitet und Tee gekocht. Immerhin ging es ja auf ca 30h hartes Segeln. Gegen 10:30 wurde mit dem Rausschleppen begonnen und da ich schon recht früh draußen war, konnte ich mich mit den Bedingungen schon mal anfreunden – 25kn Wind und 2-3m Welle … Ich bin noch nie unter solchen Bedingungen (Welle) über längere Strecken aufgekreuzt und so war dies eine gute Gelegenheit, Wenden zu üben (ist gar nicht so leicht, das Boot dabei nicht abzustellen) sowie einigermaßen gute Kompromisse zwischen Höhe am Wind und Fahrt zu erlangen.
Gestartet bin ich dann im vorderen Mittelfeld (sehr lange Linie) und mit 2. Reff und voller Fock. Einige andere segelten zu dem Zeitpunkt bereits mit 3. Reff und gereffter Fock. Nach etwa 1h hartem aber auch recht erfolgreichem Rauskreuzen ging es auf den ersten längeren Amwindkurs und ich wollte mal etwas Gewicht unten nach Luv bringen. Dabei fiel das Boot aber einmal so in ein Wellental, dass ich durch’s Schiff flog und dabei den Kocher vom Mast abriss. Das war es dann mit dem Kochen … aber dafür war sowieso keine Zeit mehr und auch die Schmerzen im Rücken waren schnell weg. Das Packsystem unten bedarf noch einer gründlichen Überarbeitung, da man Dinge zwar in Luv stauen kann, aber diese dann zwar nicht direkt wieder runterfallen aber sich in der ständigen Achterbahn längs im Schiff bewegen und dann irgendwo doch den Abgang nach unten finden …
Wie man auf dem Track sieht, waren die Wendewinkel (wegen der Welle) viel kleiner als geplant und so konnte ich mich auf den eingetragenen und programmierten Kurs auch nicht mehr verlassen. Gegen 23:00 musste ich wohl mal kurz eingenickt sein und als ich wieder aufschaute hatte ich nicht bemerkt, dass ich mich nun nördlich einer kleinen Inselgruppe befand. Dieser Irrtum kostete mich später, als ich dann direkt auf die nächste Bahnmarke zuhalten wolle – ca 1 1/2h hektisches Gesuche der Ausfahrt, da ich mir nur schwer vorstellen konnte, wie ich denn dort hingekommen sein sollte … Auch das Echo-Lot, welches häufig ausfiel, half nur bedingt … Naja, irgendwann war ich auch dort raus und hatte nun sogar einen Konkurrenten, der jedoch in Höhe Belle-Ile (Leuchturm) auchteraus blieb.
Ab der Norspitze Belle-Ile gab es erst schönes Code-0-Segeln und danach Spi-Segeln für etwa 70 Meilen. Danach wäre, bis auf die Ansteuerung Pornichet alles (ca 70sm) nur noch HartAmWind, Close-Reaching und eventuell Kreuzen gewesen. Das war der eindeutige Höhepunkt mit Geschwindigkeiten meist weit über 10kn (Top 15,7) über die Wellen zu rasen. Andere Schiffe in der Umgebung gab es leider nicht mehr und so wusste ich nicht, ob es denn noch viel schneller gehen könnte. Nach etwa 3h tollem Segeln machte ich mich mal auf den Weg, eine Kleinigkeit zu reparieren, aber als ich danach wieder zum Spi sah, hatte der sich unbemerkt (wegen den ca 25kn Wind) XX Mal um’s Vorstag gewickelt. Den da wieder raus zu bekommen war keine Kleinigkeit und ich brauchte dafür mehr als 2h.
Und hier mal ein kleines Video von dem Ritt nach Süden.
Danach begab ich mich zwar noch mal unter Fock auf den richtigen Kurs um zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Der Zeitplan, bis 02:00 +1..2h im Hafen zu sein war nun (ca 14:00) nicht mehr zu halten und bei 40kn+ Wind und 6m Welle übermüdet auf die dunkle Küste zuzurasen empfand ich als unverantwortlich. Und so musste ich leider abbrechen. Der Segler hinter mir segelte weiter und kam gegen 06:00 an und berichtete von etwa 12kn Wind am Ende, wobei es 1h später schon die angesagten 40kn+ gab…
Als ich dann den Hafen voller Minis (insb. Serien-Minis) sah, dachte ich schon, ich gebe das Segeln auf, denn zu dem Zeitpunkt, wusste ich noch nicht, dass die alle aufgegeben hatten. Der erste Serien-Mini (Aymeric Belloir) kam erst gegen 00:XX an. Inzwischen bin ich gar nicht mehr so unzufrieden, denn ohne die stundenlangen Rennpausen wäre auch ich bis spätestens 03:00 im Ziel gewesen … Da habe ich schon lange geschlafen.
Hätte/Wäre/Könnte/… Ärgern tue ich mich aber trotzdem, denn – auch wenn ich mich ganz gut geschlagen habe, fehlt mir die Regatta nun in der Transat-Quali und ich muss mal überlegen, wie ich eine weitere Einhand-Regatta unterbringen kann. Inzwischen sitze ich im Zug nach Paris und auch ein Streik auf der Linie von Pornichet nach Nantes konnte mich nicht mehr schocken. Ab dem 5km entfernten La Baule gibt es eine direkte TGV-Verbindung nach Paris.
Schöne Regatta-Ex, Viele Grüße, Frank
PS. Inzwischen bin ich wieder zurück und habe mir den Replay der Regatta einmal angesehen (http://www.dolink.fr/carte/pornichet-select-2012). Nun weiß ich auch, warum ich mich auf einmal nördlich der Inselgruppe befand – reiner Herdentrieb, denn ich konnte mir nicht vorstellen, was denn das Segeln hinter dieser Inselgruppe für Vorteile bringen sollte und bin den anderen ohne groß zu überlegen gefolgt. Die Welle wäre hinter Belle Ile wesentlich gedämpfter gewesen, die sehr schmale Ausfahrt war mit ca 320 Grad gerade so fahrbar und langsamer wäre es auch nicht, wie man ja an dem einen Boot sehen konnte, welches nicht hinter die Inselgruppe gesegelt war. Das nächste Mal darf mir so etwas nicht passieren !!
Und noch besser wäre es, wenn ClasseMini endlich Kartenplotter erlauben würde. Eine so lange Kreuz in einem navigatorisch so anspruchsvollen Revier auf einem sehr nass segelndem 6,5m Boot kann man nur bedingt nach Wegpunkten segeln, sondern man muss entweder sauber mitplotten, wobei man dann gegenüber den Locals mächtig verliert, da man sich ja fast mehr um die Navigation als um das Segeln kümmern muss, oder … man muss eben Tag und Nacht in dem Revier trainieren, damit man seinen Weg auch im Halbschlaf finden kann …