Nach dem wir im letzten Jahr etwas unglücklich mit unserer
YST-Einstufung waren, wollten wir dieses Jahr etwas “genauer” geratet
werden und haben einen ORC Club Meßbrief ausstellen lassen. Das kostet
zwar etwas Geld aber … dafür bekamen wir nun endlich die Chance, auch
berechnet vorn mitfahren zu können.
Am 01.07. kam von meinem CoSkipper die Frage, ob ich mir schon mal das
Wetter der kommenden Woche angesehen habe. Zu dem Zeitpunkt wurde für
den Start der Regatta Ostwind vorhergesagt, der dann über West auf Süd
schwenken sollte – der SuperGau. Doch schon 2 Tage später sah die Welt
viel freundlicher aus, mit Westwind zu Beginn, der später auf Ost drehen
soll. Wenn wir also rechtzeitig – sprich vor dem Dreher vor Bornholm
wären, hätten wir Traum-Mini-Bedingungen ohne Kreuz. Daran änderte sich
bis zum Regattastart nichts mehr und die Entwicklung der
Hauptdrucksysteme – ein Tief über Deutschland und ein Hoch über
Skandinavien wurde von allen Wetterrechnern gleich vorhergesagt. Nur die
Länge des Kreuzens vor Bornholm variierte im Laufe der Tage.
Am Morgen vor dem Start machte uns der DWD-Meteorologe aber noch mal
darauf aufmerksam, dass sich durchaus kleinere Gewitter bilden könnten,
was wir nach der Rundung Bornholms zu deutlich zu spüren bekommen sollten.
Aber der Reihe nach – Wie immer ist der Start in der Einfahrt von
Warnemünde ein Spaß für sich, da es nicht nur eng ist, sondern auch
ständig alle möglichen anderen Schiffe sich dort bewegen. Aber
irgendwann waren wir auch als letzte Startgruppe auf den Weg geschickt
worden und wir bahnten uns – anfangs noch relativ hoch am Wind doch
recht bald mit zusätzlich gesetztem Gennaker den Weg durch’s Feld – erst
der mit uns gestarteten Schiff und nach Darsser Ort überholten wir – bei
inzwischen immer flauer werdenden Wind – unter Spi die ersten Boote aus
der 10min vor uns gestarteten Gruppe.
So ging es in die Nacht in der der
Spi bald gegen den Gennaker gewechselt wurde, der dann auch kurz danach
runter kam, um möglichst lange einen Ostkurs fahren zu können und erst
nach dem Ostdreher hoffentlich ohne lange Kreuz zur Südspitze von
Bornholm zu kommen.
Wir wollten gegen den Uhrzeigersinn runden, denn mit dem vorhergesagten
Wind aus Ost würden wir auf der Ostseite von Bornholm mit Gennaker
schneller nach Norden fahren können als höher am Wind von Nord nach Süd.
Soweit die Theorie, die jedoch von der Praxis teilweise torpediert
wurde, da der Wind sehr zügig auf Ost drehte und uns eine sehr
unangenehm kurze Welle auf der leider etwas längeren Kreuz südlich von
Bornholm bescherte. Leider kam der Wind doch etwas nördlicher als aus
Osten und so konnten wir erst auf den letzten Meilen vor der
Nordostküste von Bornholm den Spi setzen, der im stärker werdenden Wind
bei relativ hohem Kurs jedoch gegen den Gennaker getauscht werden musste.
Nach der Rundung der Nordspitze am späten Abend setzten wir zunächst
einen Spi, der aber im Angesicht einer bedrohlich wirkenden
Gewitterfront vorsorglich geborgen wurde. Daraufhin segelten wir für
mehr als 4h mehr im Überlebens- als im Regattamodus, denn abgesehen von
Blitzen sowie unseren eigenen Lichtern sahen wir kaum etwas in nahezu
absoluter Finsternis, die durchsetzt war mit langen FastFlauten, kurzen
Böenstrecken mit mehr als 30kn sowie sinnflutartigen Regenfällen.
Als wir das Gewitter endlich hinter uns gelassen hatten und der Gennaker
zusätzlich gesetzt wurde, dauerte es sehr lange, bis dieses viel zu
kleine Segel gegen den Spinnaker getauscht wurde und wir schnell aber
doch etwas sehr tief in Richtung Rügen fahren konnten – doch kein echtes
Mini-Wetter, da unsere Konkurrenz bei so tiefen Kursen auch nicht
wesentlich langsamer ist.
Erst westlich von Hiddensee nahm der Wind stetig zu und wir schossen –
inzwischen mit mittlerem Spi und mit Geschwindigkeiten weit jenseits der
10kn- auf Darsser Ort zu. Dort stand eine Halse an und da der Wind
inzwischen bei 30kn angekommen war, schalteten wir etwas zurück und
setzten nach dem Bergen und Halsen den Rollgenaker, der aber eigentlich
zu klein war für den tiefen Kurs bei abnehmendem Wind. Leider verloren
wir auf den letzten 10sm bei der “Verteidigung” unserer Position im
Matchrace gegen den 2. Mini von XXX die Gesamtsituation etwas aus den
Augen und am Ende wurden wir mit 8min Rückstand “nur” 2. in unserer
Gruppe. Aber das können wir ja vlt. beim nächsten Mal besser machen. Das
Potential ist jedenfalls da und inzwischen schaffen wir es auch, das
Schiff bei fast allen Bedingungen sicher am oberen Limit zu segeln.