Baltic 500 im Corona-Jahr 2020

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Start des Baltic500 – Copyright Blondsign

 

Was für ein Rennen inklusive Achterbahn im Vorfeld, welches mit einem First-Ship-Home belohnt wurde.

Aber der Reihe nach :

Im Oktober 2019 traf ich mich mit Yo Wiebel, der in der Nähe von Zürich die Foilingschool betreibt und auch sonst echt abgefahrene Sachen segelt (Yacht) um in Zukunft vlt. unsere Pogo 40 Black Pearl gemeinsam zu nutzen. Dabei verabredeten wir auch eine gemeinsame Teilnahme am Baltic 500.

Doch dann kam uns leider die Corona-Epidemie in die Quere und schien alle Planungen für die Saison über den Haufen zu werfen. Aber – dank an das Organisationsteam um Cord Hall – die Baltic500 sollte nicht untergehen und so haben Yo und ich am Dienstag Nachmittag vor Himmelfahrt das Schiff in Rostock regattatauglich ab- und aufgerüstet und sind am Abend zum ersten und einzigen Trainingsschlag in Richtung Kiel aufgebrochen. Das Wetter war auf der Überfahrt kalt und flau und nicht so richtig als Training zu gebrauchen. Aber wir sind rechtzeitig in Kiel angekommen, wo es (natürlich mit Sicherheitsabstand) nette Gespräche und am Abend ein gutes Essen im YCS gab.

Zur abendlichen und virtuellen Steuermannsbesprechung gab es die nächste Überraschung – wir müssen keinen wilden Zickzack-Kurs in deutschen Gewässern segeln, sondern können den Originalkurs um Læsø segeln – super … wenn nur nicht die Wettervorhersage wäre, die uns nach einem eher flauen Start einen stürmischen Kaltfrontdurchgang bescheren sollte – so (laut Wetterbriefing) mit 20..30..40kn Böen …

Aber auch sonst sollten es keine Pogo40-Bedingungen werden – erst eine lange Kreuz bis zum TSS Kadettrinne, dann z.T. sehr tiefes Spifahren, irgendwann in der Nacht von Freitag=>Samstag „Überlebenskampf“ und dann … eine lange Kreuz bis ins Ziel zurück.

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Vorstart / Copyright Jürgen Kassian

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Vorstart / Copyright Jürgen Kassian

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Downwind zum Stollergrund / Copyright Jürgen Kassian

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Auf nach Osten

Zu unserer Überraschung kamen wir mit der Startkreuz ( nach ganz kurzem Spigang bis zum Stollergrund ) um Fehmarn herum und bei sehr flachem Wasser recht gut zurecht und hatten (oh Wunder) an der südöstlichen Wendemarke nur noch die Red vor uns.

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Letzte Konkurrenz am Darss

Das hob die Moral ungemein und nach dem Setzen des A3 ( der Wind sollte zügig zunehmen ) kam der Sahnekurs des Rennens an Mön, Kopenhagen und Helsingør vorbei, wobei die Ecke vor Dragør kurzzeitig etwas sehr hoch gefahren werden musste – grenzwertig mit dem A3 …

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Downwind an Mön vorbei

Mit dem Passieren von Helsingør kam dann die finale Entscheidung ob wir die Segel streichen und dort die Kaltfront „abwettern“ oder weiter segeln können. Anhand der letzten Wetterinfos, die zwar weiterhin 50kn in der Spitze sahen aber dies nur in einem sehr engen Zeitfenster und im östlichen Teil, fiel die finale Entscheidung auf gebremstes Weitersegeln in einem sehr weiten Westbogen um den härtesten Böen auszuweichen.

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Wetterinfo / brrr

Diese kamen dann gegen 17:30 und zwangen uns, den A3 zu bergen und nur noch mit der Genua und – nach einer kurzen Zeit im 3. Reff zur Reparatur eines Lattenrutschers – im 2. Reff zu fahren. Damit waren wir zwar meistens stark unterpowert, doch Böen bis 46kn wären sonst möglicherweise zur Materialschlacht geworden. Und auch so waren wir nicht wirklich langsam – meist über 10-12kn und in der Spitze über 21kn haben uns trotz des weiten Westschlenkers pünktlich zum Wetterwechsel um 01:30 nach Læsø gebracht, wo wir uns hinter der fulminant gesegelten Dehler30 des Teams Speedsailing einreihten.

sturmfahrt

Sturmfahrt

Diese Sturmfahrt war zwar einerseits ein Höhepunkt der Regatta aber angesichts unseres „Trainingsrückstandes“ auch nicht so einfach zu verdauen. Auch war es ein tolles Zeichen für die Robustheit der Pogo40, welche uns nie – auch nicht in tiefschwarzer Nacht unter Autopilot über die Wellen rasend incl. kurz vor Læsø in dunkelster Nacht ausgefallenem Speedo  – vor ernsthafte Schwierigkeiten stellte.

Nach der Rundung von Læsø kam dann die lange Kreuz bis zum Ziel, in der wir nur für wenige Meilen mal etwas vom Best-VMG-Up abweichen durften, selbst wenn sogar mal ganz kurz der Code5 raus geholt werden konnte.

Aber wir hatten – nach dem Ausscheiden der Red – ein sehr lohnendes Ziel im Auge :

1st-Ship-Home bei der ersten Offshore-Regatta des Jahres, was wir zwar nicht dominant aber doch recht sicher erreicht und gegen die JPKs verteidigt haben.

zielanflug

Zielanflug

Dass wir berechnet nur Vorletzte gezeitete Yacht geworden sind – geschenkt, da der Kurs mit den Ratingfaktoren nur wenig zu tun hatte, wir über einen großen Teil des Kurses auch bewusst auf die Bremse getreten sind und es ja auch eine ganze Reihe von DNFs im Feld gab.

Vielen Dank an Yo Wiebel, mit dem die Wettfahrt genauso viel Spaß gemacht hatte, wie mit Stefan Hölzner im letzten Jahr.

Vielen Dank an das bewährte, professionelle und sehr flexible Organisationsteam. Wir kommen sicher auch im kommenden Jahr gern nach Strande !

Vielen Dank an Martin Buck, Speedsailing und die Mitarbeiter vom Yachtservice Frank Schuberth ohne deren Engagement wir es kaum rechtzeitig zur Startlinie geschafft hätten.

Und ein Hoch auf die vlt. schnellste Charteryacht in der westlichen Ostsee – was für ein Genuss, die Black Pearl zu fahren.

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Track SOG

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Track TrueWindSpeed

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Track Performance