Fastnet race to La Rochelle

Also Fastnet – Die Erwartungen waren nach dem – für meine Verhältnisse – recht ordentlichem Abschneiden beim MAP (trotz Strategiefehlern) sowie durch die Verstärkung durch Patrik recht hoch.

Während der Woche vor dem Fastnet gab es die üblichen Sicherheitsuntersuchungen sowie erstmals auch Stabilitätstests bei Serienminis und ausgerechnet meine 772 wurde als erstes Schiff ausgelost. Also hieß es, das Boot komplett ausräumen und einmal 90 Grad auf die Seite legen. Zum Glück hatte es zu diesem Zeitpunkt einmal nicht geregnet. Den Rest der Zeit verbrachte ich mit Arbeiten (im sehr schönen Hotel mit Meerblick) sowie für kleinere Umbauten am Schiff. Insbesondere lag es mir sehr am Herzen, unten in Luv schlafen sowie alle schweren Taschen und Wasserkanister sicher in Luv stauen zu können. Für ersteres wurden auch im mittleren Bereich Leenetze angebracht (die aber durch Tuch getauscht oder verstärkt werden müssen) und für letzteres an alle Taschen und Kanister Haken.

Leider lud das Wetter weder am Donnerstag noch am Freitag zum Segeln ein, so dass es zu keinem Probeschlag mit Patrik kam. Dazu musste dann der Prolog genügen. Und wenn wir schon beim Wetter sind – die Vorhersagen für das Rennen wurden immer düsterer und insbesondere für die Rückreise von Irland deutete sich ein schweres Sturmtief an, dessen Vorderseite uns Wind von vorn mit bis zu 35 – 40kn gebracht hätte. Das Routing deutete zwar meist an, dass wir davon nicht betroffen sein würden aber … Die Wettfahrtleitung änderte jedenfalls am Sonnabend den Kurs auf einen Kurs nach Südosten bis kurz vor Bordeaux, welcher am Sonntag nochmals verkürzt wurde (nun nur noch 410sm bis etwa La Rochelle und zurück) damit auch die langsamsten Schiffe am Donnerstag Abend sicher im Hafen sein würden. Rückblickend eine sehr gute Entscheidung, denn die Wetterentwicklung brachte eine weitere Überraschung – das Ausbleiben des von Nordwest auf West Drehens des Windes während des Rückwegs, wodurch dieser komplett gekreuzt werden musste – 140sm bis zur Tonne Chaussee de Sein westlich der Ile de Sein, was mit einem 6,5m langen Mini nicht sonderlich schnell ist ( naja, 5 – 6kn und ein VMG von etwa 3 – 4kn schafft man auch aber schnell ist anders …) und alles andere als angenehm …

Der Prolog verlief – nach einem ersten Griff in die Fehlerkiste (Spi falsch angeschlagen) noch vor dem Start – “erwartungsgemäß” – sprich, Patrik hat uns gewohnt sehr gut über die Startlinie gebracht und an der ersten und 2. Tonne waren wir erstes Serienschiff und auf dem folgenden Spikurs wurden wir von Justine und Aymeric überholt, als wir durch ein etwas verunglücktes Spisetzen (Tackline hatte sich unter dem Ausleger des Spibaums gefangen und der Spinnaker konnte deshalb nicht schnell genug nach vorn gebracht werden und bildete so eine schöne Eieruhr).

Eine Minute später war das dann klariert und wir machten uns (inzwischen etwa Rang 5) auf die Jagd – mussten aber feststellen, dass die anderen etwas schneller fahren konnten – eine Erkenntnis, die nicht schön ist, wenn man dafür keine Erklärung findet … Aber ein Mini lässt sich auch ganz gut extrem tief fahren und bei ganz wenig Wind und bei ganz viel Wind ist man damit kaum langsamer als höheres VMG-Fahren und man erspart sich Manöver damit … So sind wir langsam wieder an die anderen Schiffe ran gerutscht bzw. der Vorsprung wurde nicht mehr größer.

An der Leemarke gab es dann ein total versemmeltes Spibergen ( da waren wir uns mal wieder uneins ob in Luv oder Lee geborgen wird –> siehe Bild) und wir haben dabei sogar die Tonne überfahren – sprich mussten noch mal zur Tonne zurück, was uns etwa 10 Plätze kostete … Aber es war ja nur der Prolog … aber es war viel mehr drin … und es hob das Selbstbewusstsein enorm …

Am Sonntag wurde erst um 17:00 gestartet, da der Raz de Sein nur mit mitlaufendem Strom (bis zu 4..5kn) gut bewältigt werden kann. Die Kreuz bis dahin verlief anfangs sehr gut, bis wir versäumten, mit den führenden Schiffen den (Hole)Schlag nach Norden bis kurz vor die Küste zu verlängern (man wechselt doch nicht die Seite des Kurses … aber die Locals und Spitzensegler wissen eben mehr …)

Im Raz waren wir irgendwo im Mittelfeld aber noch in Sichtweite und mit Kontakt zu den führenden Schiffen. Nach dem Setzen des Spis folgten wir zuerst allen anderen Schiffen, die relativ hoch ihren Spikurs begannen, der aber recht weit weg von der kürzesten Linie führte. Mein Routing davor hatte mir ähnliches berechnet, da der Wind später etwas nach Südwest drehen sollte. Allerdings hatten wir auf einem solchen Kurs ja schon feststellen müssen, dass uns die vorderen Schiffe dann einfach davon fahren werden. Und so hätten wir uns eingestehen müssen, dass wir da nicht mithalten und am Ende im Mittelfeld landen werden oder etwas völlig anderes machen. Da der Wetterbericht die linke Kursseite nicht so extrem bevorteilt sah, war die Entscheidung, wieder sehr tief auf der Rhumb-Line zu fahren zwar nicht meine Entscheidung aber es fiel mir auch kein Gegenargument ein. Insbesondere wenn man einen sehr selbstbewussten CoSkipper hat, der an allen Wettervorhersagen zweifelt …

Zu Beginn machten wir damit sogar noch Boden gut, doch irgendwann hatten wir keine Gegner mehr in Sichtweite und wir bekamen auch noch ein komplett anderes Wetter als die anderen – ein ständiger Wechsel zwischen Flaute und Starkwind aus allen möglichen Richtungen und dazu von Regen und Sonne machte uns das Leben zur Hölle. In der Zeit machten wir Segel(setz und berge)manöver durch fast die gesamte Garderobe im 10-Minutentakt oder noch schneller.

Irgendwann kam dann endlich die Ile Yeu als nächster Wegepunkt in Sichtweite und wir mussten realisieren, dass wir den Anschluss durch unsere Routenwahl komplett verloren hatten. Wir fühlten uns als Letzte des Feldes und auf dem sehr furiosen Ritt (mit durchschnittlich 10kn Geschwindigkeit bei 25kn+ Wind aus anfangs 130 Grad später etwa 160 Grad) mit Code-0 zum südlichen Wendepunkt kamen uns bereits mehr als 10sm davor die führenden Serienminis entgegen – sehr frustrierend, wenn man weiß, dass die somit wenigstens 3h Vorsprung haben. Aber immerhin hatte man sie mal kurz gesehen.

Noch frustrierender als die Position war aber die Aussicht, dass man ab dem Zeitpunkt sehr lange wieder zurück kreuzen muss und als “Belohnung” vielleicht Vorletzter wird – 1..2 Minis hatten kurz vor bzw. hinter uns die Tonne gerundet. Zu Beginn der Kreuz gab es – wie auch schon beim Start – sehr sportliche Verhältnisse mit 25kn Wind und einer sehr konfusen 2-3m Welle. Im Wetterbericht gab es da viel weniger als 20kn Wind … Auch hier gab es wieder etwas Diskussionsbedarf an Bord – Küstennähe (stellenweise etwas weniger Welle und manchmal etwas besseren Strom) oder besser im Westen bleiben und auf den Winddreher (von NW auf West) warten. Patrik setzte sich mit der Küstennähe durch und bis kurz vor die Ile de Sein war die Entscheidung auch nicht schlechter, da der Westdreher ausblieb.

Dafür schlief aber der Wind 2sm südlich der Ile de Sein komplett ein und wir befanden uns mit einem Mal ohne Wind direkt in der Einfahrt zum Raz de Sein – Der Anker wurde schon mal klar gemacht, da der Strom schon nach Norden lief und uns lagsam auf die Insel und die Felsen drauf trieb. Er konnte aber zum Glück oben bleiben, da uns nach etwa 1h sich verstärkender Wind aus Südosten beschert wurde, der uns gerade noch rechtzeitig vor dem Tidengate die Tonne Chaussee de Sein mit etwa 2kn mitlaufendem Strom passieren ließ. 1h später hätten wir dort den Anker werfen dürfen.

Die Rückfahrt über eine nördliche Wendetonne und die anschließende Kreuz brachte keine weiteren Überraschungen mehr und gegen 08:50 passierten wir die Ziellinie vor Douarnenez. Danach konnten wir feststellen, dass wir zwar weit hinten (29. von 35. gezeiteten und 44 gestarteten) aber lange nicht Letzte geworden sind. Und gemessen an der sehr hohen Zahl von Abbrüchen ist schon das bloße Ankommen ein Erfolg (naja …)

Fazit – Erfahrungen aus kurzen Regatten sind nur bedingt auf Hochseelangstreckenregatten übertragbar und man sollte seinen Platz im Feld auch annehmen können … Dann wären wir vielleicht XX Plätze weiter vorn gelandet … Die absoluten Spitzensegler machen das schließlich zu nahezu 100% mit tausenden Trainingsmeilen zu Beginn der Saison und zwischen den Rennen, wozu ich praktisch nicht (oder kaum) gekommen bin und noch dazu das ältere Boot und wesentlich ältere Segel habe.

Viele Grüße vom Flughafen in Paris, Frank

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