Baltic 500 – 2019

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Flaute am letzten Abend

Oder ist eine Pogo 40 unter ORC wenigstens auf Langstrecken konkurrenzfähig.

Um es vorweg zu nehmen – die Antwort ist : keine Ahnung, denn auch wenn es eine Menge Highlights gab, so gab es doch ein ganz wesentliches Problem an Bord, weshalb der 25. Platz von 32 wohl nicht ganz so aussagekräftig ist.

Doch der Reihe nach – Irgendwann im Dezember kam die Idee einer 500sm Doublehand-Regatta in der westlichen Ostsee auf und wirbelte nicht nur meine Jahresplanung mächtig durcheinander. Schnell war die Crewfrage geklärt, auch wenn sich mein ursprünglicher Co-Skipper Maurice Oster lieber in Richtung ClasseMini orientierte oder ich ihn ein wenig dahin stupste. Aber mit Vereinskollege Stefan Hölzner habe ich eine gut funktionierende Alternative gefunden, die das Rennen für uns beide eine schöne Veranstaltung werden ließ.

Nachdem die Crewfrage geklärt war, kam das Boot an die Reihe. Durch die ohnehin gerade laufende UW-Sanierung und Neufolierung war die Kasse zwar recht angespannt, aber die Leichtwindperformance sollte dringend verbessert werden. So wurde ein neuer A2 bestellt und eigentlich auch ein Code0. Dieser war dann aber leider doch nicht so lieferbar wie abgesprochen und Doyle hatte am Ende zu wenig Zeit um das Segel noch zu bauen. So wurde kurz vor Torschluss der ORC-Meßbrief bestellt und das Abenteuer konnte starten.

Nur … leider … so ganz ohne Training … Na ja, zumindest bin ich mit Stefan die Überführung gesegelt – Montag Abend in Rostrock gestartet und Dienstag Vormittag in Kiel eingelaufen – 80sm in weniger als 12h ist schon mal nicht schlecht gewesen.

Vor der Regatta gab es die üblichen Vorbereitungen, viele nette Gespräche, eine gelungene Abendveranstaltung und dann … ging es los.

Die Prognose zeigte einen durchaus schnellen Start aber Böen jenseits der 30kn waren nicht im Angebot. Und so sind wir recht mutig mit vollem Groß gestartet und spätestens nach dem 1. Gate sollte dann zusätzlich zur Stagfock auch der Code5 hoch gehen. Der Start – nun ja – wir sind etwas konservativ gestartet und gehörten auch sicher nicht zu den ersten, die den Spi oben hatten. Aber schon auf dem Weg zum Stollergrund rollten wir das Feld von hinten auf und einige Seemeilen später gab es nur noch die weit enteilte Red vor uns. Diese Strecke bis Fehmarn war sicher eine der schnellsten und aufregendsten Fahrten, die ich bisher überhaupt gemacht hatte. Bei Wind zwischen 20 und 35kn fuhren wir durchweg zweistellig, 12kn fühlten sich wie Stillstand an und in der Spitze wurden 22kn geloggt. Da hielt bis auf die Red sowie Maurice und Olliver auf dem Vector-Mini niemand mit. Doch nach Gedser wurde der Winkel viel stumpfer und auch wenn wir inzwischen auf den A3 gewechselt hatten, so kam langsam aber sicher von hinten die neue Gingko unter Spi auf. Nun gut – gegen das Schiff hatten wir nur bei einem harten Reach eine Chance. Doch dahinter blieb es einsam und 3. Platz ist ja auch nicht schlecht.

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Tag 1 vor Moen

Unter A3 ging es an Mön vorbei und in der Anfahrt auf das VTG Falsterborev rutschte uns unbemerkt in der Dunkelheit der vorn gesicherte Code5 in’s Wasser und riss vorn 2 Relingstützen weg. Was für ein Mist! Aber das Schiff war weiterhin dicht und so fuhren wir weiter unter A3 bis zum VTG Helsingborg, wo wir zuerst recht gut, wenn auch inzwischen recht langsam bei wachsendem Strom uns im flachen Teil außerhalb des Fahrwassers den Weg in’s Kattegatt erkreuzten.

Doch dann kam, was kommen musste – Totalflaute kurz hinter Helsingborg für fast 2h in der die Konkurrenz von hinten 5-10sm aufholen und sogar teilweise vorbei ziehen konnte.

Gegen 10:30 kam endlich der Wind zurück und drehte auf der Fahrt an Anholt vorbei nach Laeso immer weiter auf von NW über SW auf Süd ohne jedoch auf mehr als 14kn zuzunehmen, was es unserer dortigen direkten Konkurrenz – der XP44 XAR, aber auch Hans Genthe auf der Farr mühelos erlaubte, auf dem dann tiefen VMG Kurs unter Spi etwas davon zuziehen.

Nach Laeso blieb der Wind auf Süd und wir hofften auf den angekündigten SW-Dreher, welcher uns etwas bessere Windwinkel bescheren sollte und durch den die direkte Wende hinter der Tonne zum Anlieger werden sollte. Leider kam der jedoch nicht und so kreuzten wir in hässlichster Welle Richtung Süden in einem sehr böigen Wind zwischen 20 und bis zu 30kn. Dass uns dabei auch das 1. Reff brach, konnte uns nicht so sehr viel anhaben, wie das nicht funktionierende Wasserballastsystem, welches ohne unser Zutun ca 400kg auf die Leeseite durch ließ – vergleichbar als wenn 5 Leute sich statt in Luv nun auf einmal in Lee hinsetzen würden. Ohne den Wasserballast waren wir jedenfalls nach dem Umbau des 3. zum 1. Reff nur mäßig konkurrenzfähig. Trotzdem wunderte mich, als südlich Samsoe auf einmal die JPK 10.10 Hinden kurz hinter uns durch ging.

Mit dem leichter werdenden und etwas raumer einfallenden Wind konnte unser Lieblingssegel, der Code5 wieder hoch gehen und so langsam gewannen wir gegenüber der Hinden auch wieder Abstand – bei 100 GPH Punkten Unterschied aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Während wir nun in der 3. Nacht auf dem Weg durch die Belt-Brücke und an Langeland entlang fuhren, wurde der Wind immer schwächerer aber wir schafften es immerhin, uns wieder bis auf 1sm an die XAR heran zu schleichen und die aufrückende Konkurrenz etwas hinter uns zu lassen bis zum neuerlichen Faststillstand.

Mit dem Morgenlicht kam auch der Wind zurück und der blies wie gewünscht mit einem TWA um die 90 Grad, was uns eine schnelle und unkomplizierte Reise unter Code5 bis zum Ziel erlaubte.

Fazit : Platz 4 gesegelt klingt zwar nicht schlecht, doch mit dem berechnet drittschnellsten Schiff war das Pflicht. Der berechnete 25. Platz tut dagegen schon weh, auch wenn die Bedingungen – insbesondere die lange Kreuz nach Süden und die vielen Leichtwindpassagen – keine Pogo-Bedingungen waren und der Schlag nach Westen bei Laeso viel besser gewesen wäre. Es ist aber augenfällig, dass unsere performance-schwächste Phase jenseits der Flautenpassagen die Kreuz war, bei der wir unter dem fehlenden Ballastsystem am meisten litten.

Herzlichen Glückwunsch an Maurice und Oliver für den fulminanten Sieg auf dem Mini sowie an Jonas hallberg auf der JPK10.10, Matthias auf der Red sowie Rasmus und Andreas auf der L30 für ihre tolle Leistung.

Schöne Regatta ex.

Ergebnisse

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Tag 2 neben dem Fahrwasser hinter Helsingborg

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Kurz vor Laeso

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Endspurt nach Kiel

B500-Perform-Polar

Performance

B500-Speed

Geschwindigkeit